Das Leben auf der Achterbahn - Part 2: Was gut läuft
- Sofie Wirth
- 20. Mai 2018
- 5 Min. Lesezeit

Oh hi. Schön, dass ihr wieder da seid! 😊
Previously by „Das Leben auf der Achterbahn“: Ich habe euch erzählt, was nicht so gut lief und läuft und euch somit die Gründe für mein verfrühtes Aufhören dargelegt. Aber mein Leben als Au-Pair hier, besitzt auch eine zweite Seite der Medaille (die Glänzende und Goldene). Heute war mein letzter Arbeitstag und diesen schließe ich hiermit mit den schönen und positiven Dingen meines Au-Pair Lebens ab.
Ich beginne einfach mal mit dem grundlegendsten und meist oft unterschätzen und im Gedankensalat untergegangenem Teil. Ich bekomme hier Essen und Unterkunft! Ich muss mir keine Sorgen darüber machen, wo ich meine Wertgegenstände einschließe, wenn ich mal rausgehen möchte. Ich kann jederzeit ins Bad und auf die Toilette gehen ohne, dass ich mir beobachtet vorkommen oder dass ich meine drei erlaubten Duschminuten einhalten muss. Ich kann meine Wäsche waschen, bekomme frische Handtücher und habe mein eigenes Zimmer (in dem keiner schnarcht / seinen Wecker auf 5:30 stellt und ihn 10 Minuten klingeln lässt #tbHostel). Und das Allerwichtigste: ich kann jederzeit zum Kühlschrank rennen und diesen öffnen, um zu schauen, ob nicht doch etwas Neues in den letzten drei Minuten dazu gekommen ist. Fast wie zuhause!! Und wenn ich weiter reise, werde ich diesen Teil sehr vermissen… ich mach mir jetzt aber erstmal keine Gedanken darüber, ihr werdet wahrscheinlich früh genug dann damit vollgeheult.
Ein zweiter großer Aspekt sind dann tatsächlich meine Host-Eltern. Sieht man mal von dem Aspekt ab, dass ich ihren Erziehungsstil nicht teile und von dem unorganisiertem Desaster, dann stellt sich heraus, dass die beiden zwei echt lockere, lustige und sympathische Menschen sind. Zum einen gehört dazu der Fakt, dass sie mich ohne großes Rumgefrage über Dokumente (wie erster Hilfe Kurs, Visa, Polizeilicher Check etc) und auch relativ spontan bei sich aufgenommen haben. Die beiden sind tatsächlich der Inbegriff von „easy-going“, vor allem meine Host-Mama. Ich hab sie echt sehr lieb gewonnen (zum Muttertag gabs sogar ne Karte von mir haha). Eigentlich könnte man sagen, wir verhalten uns wie zwei Freundinnen. Wie bereits schon erwähnt, haben wir beispielsweise den einen oder anderen Drink zusammen genossen. Wenn wir zusammen Auto fahren, wird die Musik auf vollste Lautstärke aufgedreht und laut mitgegrölt. Sie erzählt mir ihre Probleme und ich kann ihr meine erzählen. Als ich einmal mit meinen Freunden hier feiern war, hat sie mir auch was zum Anziehen geliehen. Sie integriert mich vollstens in ihre Familie, sodass ich an Familienfesten oder Abenden am Lagerfeuer mit teilhaben kann. Und mit ihrer kleinen Schwester (16) habe ich sogar noch Kontakt.

Das Bild hab ich ihr auf Snapchat geschickt, nachdem sie mich durch das Fenster hindurch erschrocken hat und ich daraufhin den Rollo runtergelassen habe.
Ist sie mal nicht meine Freundin, behandelt sie mich wie eine Tochter. Einmal beispielsweise hat sie Bananenbrot gebacken und mir ein Stück davon ins Zimmer gebracht.

Und heute morgen hat sie mich geweckt und mir Medikamente gegen meine Erkältung gegeben. Ich hab mich in der Tat bemuttert gefühlt.
Aber auch wenn ich mit beiden gemeinsam unterwegs bin, ist es einfach echt witzig. Die beiden sind ein wirklich süßes und lustiges Pärchen und es macht einfach Spaß mit den beiden rumzuscherzeln. In diese Beziehung werde ich des Öfteren mit ein integriert. Einmal hatten wir zum Beispiel ein Triple-Date in Maccas (MC Donalds).
Der dritte große Punkt ist, dass ich das Mama-Leben hier in vollsten Zügen ausleben kann. An meinen langen Arbeitstagen (von 8 bis 21 Uhr) muss ich alle Aufgaben erfüllen, die meine Host-Eltern erledigen würden. Also auch die „Mama-Aufgaben“. Ich bin schließlich rund um die Uhr von den Kindern umziegelt. Ich genieße Morning-Cuddles mit Abel, wenn er mal wieder viiiiel zu früh wegen eines Albtraums oder einer vollgekackten Windel aufwacht und dann nicht mehr ins Bett gehen möchte. Ich muss dafür sorgen, dass sie angezogen sind, Zähne geputzt haben, Frühstück gegessen haben etc. Die Kinder zur Schule fahren, die anderen Kinder während dessen unterhalten und dabei multitasking mal eben das Geschirr spülen und die Wäsche waschen. Ich muss die Kinder zu Bett bringen, Windel wechseln, bei den Hausaufgaben helfen und auch mal Strenge beweisen. Sprich ich mache quasi ein Praktikum als Mama, erlebe die anstrengenden Seiten und die guten. Ich liebe es beispielsweise mit Jaxsen herumzualbern,

mit Harlen schreiend rumzurennen (der hat grad seine energiegeladene Hulkzerstörerspielphase), mit Henry und Abel auf Matratzen rumzuspringen und Doktor bei kleinen Wehwechen zu spielen.
Ich genieße einfach die Kindheit mit ihnen gemeinsam zu durchleben.


Hier haben Harlen und ich eine Höhle gebaut und dort ein bisschen mit seiner Taschenlampe herumexperimentiert.
Es stimmt was man sagt, Kinderlachen sind die schönsten! Im Endeffekt habe ich also erkannt, was es bedeutet Mama zu sein. Es ist schön, aber man hat gleichzeitig kaum noch Zeit für sich selbst. Bedeutet ja nichts Schlechtes, aber das hat mir einfach gezeigt, dass ich doch lieber erstmal mein Studentenleben und meine Unabhängigkeit ausleben möchte. Und somit das mit dem Eltern werden mit guten Gewissen auf ein paar Jährchen nach hinten verschieben möchte. Wenn ihr jetzt ein lautes Seufzer-Ähnliches Geräusch hört, dann sind das vermutlich meine Eltern, die vor Erleichterung aufseufzen weil sie erstmal keinen kleinen Knirps betreuen müssen, während ich studiere.
Und nun zu meinem letzten Punkt: Freunde und Freizeit. Ihr wisst ja, dass hier, wo ich gelandet bin, nicht gerade das Zentrum des großen Kennenlernens und Partymachens ist. Ich bin mehr in einem abseits liegendem Bereich gelandet. Überall nur Familien mit Kleinkindern; bis nach Newcastle brauche ich eine Stunde und das zu Fuß irgendwo Einkaufen gehen, kann ich ja komplett vergessen. Daher bin ich in meinen ersten freien Tagen einfach nur einsam im Garten gelegen, habe mich gesonnt und ein Buch gelesen. Aber nach zwei Tagen dieser Art dachte ich mir: „Sofie, es reicht, so geht das nicht weiter. Find mal Freunde!“ und naja dann meine Lieben habe ich einen Post in einer Newcastle-Facebook-Gruppe erstellt, in dem ich gefragt habe, ob denn nicht mal jemand was mit mir machen möchte. Ehm naja haha, hätte nicht gedacht, dass ich das mal machen würde. Aber es hat geklappt. Mittlerweile haben wir eine kleine Whatsapp-Gruppe mit mehreren Au-Pairs aus der Gegend. Irgendwer schlägt immer mal was vor, was wir dann gemeinsam unternehmen. Sei es Feiern gehen, Tanzstunden oder Surfstunden nehmen oder einfach nur Kaffee trinken oder Shoppen gehen. Es ist einfach schön nicht mehr einsam zu sein #gemeinsameinsam.


Strandbesuch mit den zwei netten Damen da auf dem ersten Bild.

Predrinking in Newcastle.

Das waren Sarah und ich in scenic world in den Blue Mountains (ja, ich geb es zu, heimlich abfotografiert weil zu geizig, um das Bild zu kaufen).
Auch habe ich für mich mal ein bisschen die Gegend erkundet. Im nächstgelegenen Ort gehe ich in meiner Freizeit schwimmen oder in die Bibliothek und genieße die vollkommene Ruhe (ich saß mal einen ganzen Tag dort, weil mir das so unglaublich gut getan hat haha). Also ja, im Endeffekt bin ich hier jetzt angekommen und habe mich eingelebt. Die Episode „Das Leben auf der Achterbahn“ wird hiermit jetzt beendet. Hoffe es hat euch geholfen zu verstehen, warum ich doch so lange hier geblieben bin, auch wenn es mal nicht so gut gelaufen ist. Man hat ja schließlich immer beide Seiten der Medaille. Und diese guten Dinge werde ich mit Sicherheit vermissen.
Danke fürs Lesen und bis bald! Jetzt melde ich mich bestimmt auch regelmäßiger.
Eure Sofie
PS: Habe vergessen Ruby, das kleine Ballerinahündchen zu erwähnen. Sie hat mir schließlich auch den einen oder anderen Lacher über die Lippen hervorgebracht.

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